OG Saarbrücken

Flächenverbrauch nimmt weiter zu

Es wird wieder gebaut - nur an den falschen Plätzen. Die neuesten Zahlen belegen, dass der Flächenverbrauch in Deutschland zunimmt auf Kosten von Wald - und Grünflächen und damit auf Kosten unseres Klimas.

Aktuell haben wir beispielsweise eine extreme Trockenheit in den Alpen, dem Wasserreservoir für Mitteleuropa.
https://www.n-tv.de/wissen/Duerre-in-Alpenregionen-Landwirte-befuerchten-das-Schlimmste-fuer-kommende-Saison-article23946875.html

https://www.n-tv.de/wissen/Duerre-in-Alpenregionen-Landwirte-befuerchten-das-Schlimmste-fuer-kommende-Saison-article23946875.htmld

zu Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums.

Pressedienst – Nr. 026/23
Berlin, 28. Februar 2023

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Flächenverbrauch nimmt weiter zu

Statistisches Bundesamt veröffentlicht Zahlen zur Flächennutzung in Deutschland

Mit der „Zahl der Woche“ lenkt das Statistische Bundesamt den Blick auf das schleichende Problem des erneut zunehmenden Flächenverbrauchs. 55 Hektar betrug demnach 2021 der tägliche Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland. In einer Größenordnung von fast 78 Fußballfeldern gehen durch die Ausweitung unserer Siedlungsgebiete täglich wertvolle Natur- und Landwirtschaftsflächen verloren. Dabei haben sich Bund, Länder und Kommunen in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vorgenommen, den Flächenverbrauch bis 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren.

Parlamentarischer Staatssekretär Christian Kühn: „Wir beobachten bereits im zweiten Jahr in Folge eine bedenkliche Entwicklung des Flächenverbrauchs. Obwohl der Flächenverbrauch ohnehin viel zu hoch ist, geht der Trend jetzt zusätzlich in die falsche Richtung. Einmal mehr gilt es, bei der Siedlungsentwicklung den Grundsatz ‚Innenentwicklung vor Außenentwicklung‘ zu beherzigen und zu stärken. Mit Blick auf die Verkehrsflächen muss der Erhalt der maroden Straßen und Brücken unbedingten Vorrang vor dem weiteren Ausbau oder gar Neubau haben.“

Bis 2019 war der Flächenverbrauch von ehemals über 120 Hektar je Tag im Jahr 2000 fast zwei Jahrzehnte langsam aber kontinuierlich zurückgegangen. Seit 2020 wurde erstmals wieder eine leichte Zunahme gemessen. Zu fast 50 Prozent geht der Flächenverbrauch mit einer besonders umweltschädlichen Bodenversiegelung einher, wodurch die Böden undurchlässig für Niederschläge werden und bei den zunehmenden Starkregenereignissen das Wasser nicht aufnehmen können. Vermiedener Flächenverbrauch hingegen erhält die Senkenfunktion des Bodens und bindet die klimaschädlichen Treibhausgase. Durch die Begrenzung des Flächenverbrauchs bleiben nicht nur wertvolle Flächen für den Erhalt unserer Biodiversität bestehen, sondern auch Ackerflächen für den wichtigen Anbau von Nahrungsmitteln. Auch bleibt mehr Raum für die so dringend benötigten Maßnahmen für die Energiewende.

 

Weiterführende Informationen

 

Statistisches Bundesamt „Zahl der Woche“ vom 28.2.2023

Statistisches Bundesamt „Erläuterung und Grafik zum Flächenindikator "Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche"

BMUV „Flächenverbrauch – Worum geht es?“



 

Presse-Mitteilung zu KLIMA+BAUEN

BAUTÄTIGKEIT IN SB IN ZEITEN DES KLIMA-NOTSTANDS

aus der Pressemitteilung der OG-Saarbrücken

2022-10-12

-> HIER KLICKEN für vollständiges pdf-Dokument

...

"
Seit 19.06.2019 hat der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken
den Klima-Notstand ausgerufen. !

2022 wies der Sommer in Saarbrücken mehr als 35 aufeinander
folgende Tage mit mehr als 30 °C Außentemperatur auf
, eine nie zuvor gemessene
Hitze, die zur Last für viele Mitbürger*innen wurde, vor allem unter den vulnerablen
Bevölkerungsgruppen.
Davon völlig unbeeindruckt, verfolgt und fördert die Landeshauptstadt Saarbrücken
weiterhin eine sehr hohe Anzahl an Bauvorhaben,

die mit vermeidbaren, hohen CO2-
Emissionen alleine schon aus der Wahl der Baustoffe und -verfahren
"  . zu Buche schlägt.

...

"Neben den über 60 ha Wald- und Grünflächenrodungen
für die mehr als 20 aktuellen und geplanten Bauvorhaben in Saarbrücken
entstehen so irreversible Klimaschädigungen, die langfristig Folgen zeitigen werden:

  • weiter zunehmende Überhitzung der Stadtteile,
  • weitere Hitzerekorde im Sommer und wegen der starken Flächenversiegelung
  • erhebliche Zukunftsrisiken bei Starkregen-Vorkommnissen.

Technisch machbare, bezahlbare und dem Stand der Technik entsprechende Alter-
nativen sind längst verfügbar und anerkannt:


Holzbau, Hybridbauweise und Einsatz von Lehmziegeln anstelle von
Beton, Ziegeln und KS-Steinen als Baumaterial helfen
die Umwelt schon von Beginn an zu entlasten.

..

Erste Schritte hin zu klimafreundlichem Bauen beschreitet die Landeshauptstadt Saar-
brücken bereits mit ihrer neuen Begrünungssatzung : diese sieht ein 100.000 € umfas-
sendes Förderprogramm für die Entsiegelung von Flächen und dem Rückbau von
Schottergärten vor. Dazu sind Dach- und Fassadenbegrünungen für alle Neubauten
Pflicht.


Der BUND ermutigt dazu, diesen Weg weiter zu beschreiten und zwar mit konsequen-
ter Ausrichtung auf klimaneutrales Bauen :
Wir fordern die Verantwortlichen in der Verwaltung der LHS Saarbrücken, das Baude-
zernat, alle zuständigen Amtsträger, Ausschüsse und Gremien und auch alle Stadtrats-
Mitglieder auf, jetzt und sofort umzusteuern und einer klimaschädlichen Baupolitik ein
Ende zu machen.
Der BUND Saar fordert erneut, Bauen in Saarbrücken sowohl für öffentliche, gewerb-
liche und private Baufrauen/-herren generell neu zu regeln und klimagerecht zu ge-
stalten.
Der neue BUND Leitfaden „BAUEN UND WOHNEN IN ZEITEN DES KLIMANOTSTANDS“
zeigt gangbare und bezahlbare Wege auf, wie künftig klimaneutral gebaut und gewohnt werden kann.

Darin sind Technologien, Materialien und Verfahren aufgeführt,
damit klimagerechtes Bauen und Wohnen Realität wird:

  1. Photovoltaik-Pflicht mit Speichern/Akkus für alle neuen Gebäude.
  2. CO2-emissionsfreie Heizungsanlagen und -systeme für alle Neubauten.
  3. Verzicht auf fossile Energien für Betrieb und Unterhalt aller Gebäude.
  4. Keine Flächenversiegelungen mehr: für jeden m² versiegelte Fläche sind 2 m² zu entsiegeln.
  5. „letzte Meile grün“ = in Siedlungen kein Autoverkehr, sondern siedlungsnahe
    zentrale Park- und Abstellmöglichkeiten für den motorisierten Individualverkehr,
    Ausbau Radverkehrswegenetz mit sicheren Radwegen, Ausbau der ÖPNV-Anbindung,
    der Kapazitäten für Schulen, KiTas und Kindergärten.
  6. Ausweitung der Nahversorgung und Sicherstellung der fußläufigen Erreichbarkeit bei
    Erweiterung bestehender oder Schaffung neuer Wohnquartieren.
  7. Vorschrift der Verwendung CO2- emissionsfreier Baustoffe
  8. Beachtung der DGNB-Richtlinien (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) und
    der Richtlinien für Nachhaltiges Bauen des Rates für Nachhaltigkeit für Kommunen.
  9. Frühzeitige Beteiligung der Bürger*innen an geplanten, neuen Bauvorhaben und
    konsequente, prioritäre Erschließung der Leerstands-Immobilien für dringend benötigten Wohnraum.

Bei Fragen oder Anregungen bitte melden bei:

Karsten Bach
E-Mail: karsten.bach@nettmail.de
Internet : saarbruecken.bund.net
Telefon: 0174 317 69 70

 

Bauen im Klimawandel

Das Plangebiet „Im Sauerbrod“ - Hier sollen ca. 3 Hektar Mischwald einer neuen Baumaßnahme weichen – eine der letzten großen Grünflächen in Saarbrücken

Klimawandel, Starkregen, Flächenverbrauch

BUND Saarbrücken stellt aktuelle Bauplanungen in Frage

Der BUND Saarbrücken fordert eine Anpassung und ggf. Streichung bei aktuellen Bebauungsplanverfahren und den Erhalt von Grün- und Waldflächen in Saarbrücken für mehr Klima- und Starkregenschutz.

„Der Klimawandel schreitet auch bei uns in Saarbrücken und im Saarland ungebremst voran. Extremwetter wie die Dürre 2018, 2019 und 2020 haben laut Waldzustandsbericht vom November 2020 zu einer der schlimmsten Waldzustände im Saarland seit Jahrzehnten geführt. Starkregen-Gefahren sind die andere Seite des Medaille. Bereits bei deutlich geringeren Niederschlagsmengen als im Ahrtal und in NRW können auch bei uns extreme Schäden durch solche Ereignisse eintreten, wie beispielsweise 2018 in Kleinblittersdorf “, so der Sprecher des BUND Saarbrücken Ronald Maltha, der beim BUND für sämtliche Bauverfahren in Saarbrücken zuständig ist.

Geplante Bebauungen in Saarbrücken insbesondere auf Wald- und Grünflächen und die dadurch bedingten schnelleren Abflüsse an Niederschlagswasser müssten sich daher nun an den aktuellen Fakten und den Zukunftsszenarien der nächsten Jahrzehnte neu orientieren, denn wo gebaut wird, wird die Landschaft auf lange Zeit verändert.

Der beste Starkregenschutz ist die Erhaltung und Pflege von Wald. Wie ein Schwamm nimmt der Waldboden Wasser auf. 200 Liter pro Quadratmeter, das sind 2 Millionen Liter pro Hektar kann er speichern.

Der BUND Saarbrücken fordert daher bei der Klimafolgen-Anpassung die Belange der Stadtökologie und des Klimaschutzes bei Bebauungsplänen stärker zu berücksichtigen und ggf. auch aktuelle Bebauungspläne zu streichen, dort wo sie künftig eine Gefahr für das Stadtklima und den Starkregenschutz darstellen könnten.

In der Stadt Saarbrücken und auch im Land sollte man daher die Bauplanung an den Klimawandel anpassen und ggf. auch bestehende Planungen durch klimafreundliche Alternativen ersetzen. „Beispiele mit großen ökologischen Schäden,“ so Maltha, „sind das aktuelle Bauvorhaben des Helmholtz-Zentrums an der Universität mit über 9 Hektar Waldverlust, das Vorhaben Im Kesselgrund Dudweiler einem ca. 2 Hektar großen bewaldeten Hang, der darüber hinaus auch noch trichterförmig auf Dudweiler-Süd zuläuft, die geplanten Rodungen für neue Wohnungen von ca. 3 Hektar Mischwald an einem Steilhang Im Sauerbrod / Am Homburg direkt oberhalb der Dudweiler Landstrasse, einem der Hauptzugangswege direkt in die City von Saarbrücken, die geplante Bebauung an einem steilen, bewaldeten Hang oberhalb von Scheidt, die Bauplanung auf einer Feuchtwiese mit abfallendem Gelände in Riegelsberg und die geplante Bebauung bisher landwirtschaftlicher Flächen in Dilsburg. „Alle diese Bauverfahren sind kritische Bauplanungen in Zeiten des rasanten Klimawandels“, so Ronald Maltha.

„Richtig war es zum Beispiel,“ so Maltha, dass das Bebauungsplanverfahren auf einer Grünfläche in Kleinblittersdorf in unmittelbarer Nähe des Starkregen-Katastrophengebietes von 2018 im Gemeinderat mit 16 zu 15 Stimmen wieder zurückgezogen wurde.“Hier sollten noch im Frühjahr 13 Häuser oberhalb des Ortes am Hang gebaut werden. Eine Bürgeriniative hatte sich u.a. erfolgreich dafür eingesetzt. „Wir müssen künftig eine andere Baupolitik in den Kommunen verfolgen - nachhaltiger planen und bauen“, so Maltha. „Innenentwicklung, Sanierung, Modernisierung, Aufstockung und Umbau bestehender Gebäude müssen gefördert werden statt neue Flächen in Naturräumen zu versiegeln.“

Die Leerstandsquote im Saarland liegt aktuell bei 11,1 %. Saarbrücken hat einen jährlichen Bedarf von 0,35% an neuen Wohnungen. „Allein mit Leerstandsnutzung ließe sich schon Vieles an neuem Wohnungsbedarf decken, auch wenn die Leerstandsquote in Saarbrücken niedriger sein sollte“, so Maltha. Hinzu kommen laut Angaben des Regionalverbandes Saarbrücken 1267 Baulücken in der Landeshauptstadt sowie 61 Hektar Reserve-Bauflächen für Wohnen und Gewerbe auf Denen rechtskräftige Bebauungspläne entwickelt werden könnten.

Auch im Industrie- und Gewerbebereich sollten vorrangig Baupotenziale im Bestand genutzt werden: Leerstände, Baulücken sowie Industrie- und Gewerbebrachflächen. Statt einem Investor 80 Hektar Grünflächen auf einem Wasserschutzgebiet in Überherrn für ein Batteriewerk anzubieten, sollten nur noch bestehende ehemalige Industrieflächen für Neuansiedlungen zur Verfügung gestellt werden. Dort gäbe es oftmals auch schon eine vorhandene Infrastruktur aus Kanalisation, Stromversorgung, Straßen, ÖPNV und teilweise auch existierende Schienen- und Schiffsanbindungen wie am ehemaligen Kohlekraftwerk in Ensdorf.

Der BUND ist gerne bereit, bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen und der Hebung von Baupotentialen im Bestand aktiv mitzuwirken. Hier sollten auch die Bürger beteiligt werden. Denn sie kennen Ihre Strasse und ihr Wohnviertel am besten.